WIE ERREICHT MAN GENDER GLEICHBERECHTIGUNG IN EINER PATRIARCHALISCHEN GESELLSCHAFT?

Heute lädt The Lesbionic dazu ein, die Geschlechterzuordnung anhand biologischer Unterschiede als soziales Konstrukt zu hinterfragen, das nur dazu dient, den anhaltenden Einfluss des Patriarchats zu legitimeren.
Es gibt so viele Fragen und wir wollen Antworten … es ist an der Zeit, dass wir unsere Stimmen erheben! Es ist an der Zeit, dass die Gewalt an Frauen endlich ein Ende findet!
Kannst Du uns etwas über The Lesbionic erzählen?
Hier bin ich, ich l(i)ebe mein geliebtes LGBT+ Leben, als Feministin, isoliert von meinen Mitmenschen. Es gibt noch so viel zu tun, um das Patriarchat endgültig abzuschaffen, aber ich habe das Gefühl, dass unser Kampf auf Eis liegt. Sie nehmen mir meine Stimme – schon wieder. Und vertrösten mich damit, dass ich auf bessere Zeiten warten soll. Sie warfen mir vor, dass ich zu sensibel bin, dass mein Hintern zu groß ist, dass ich zu maskulin bin… im Grunde genommen eine niemals endende Liste, die mich immer weiter von meinem wahren Ich fernhalten soll, damit ich die in der Gesellschaft akzeptierte und ideale feminine Frau verkörpern kann – heißbegehrt von jedem Mann.
Nun ja liebes Patriarchat, dazu kann ich dir nur so viel sagen: NEIN! The Lesbionic lässt sich nicht von dir unterkriegen! Will sie überhaupt das sein, was Männer begehren? Das glaube ich nicht. Was sie will, ist Respekt.
Du bist meiner Liebe nur würdig, wenn du aufhörst, so laut zu sein, so hart zu lachen… und anfängst, meine Stellung in der Gesellschaft zu akzeptieren, weil du im Vergleich zu mir machtlos bist, haben sie gesagt.
Hört sich das irgendwie bekannt an?
Angefangen bei unseren Eltern, Lehrkräften, Vorgesetzten, bis hin zu Partner:innen… lasse sie alle wissen, dass wir es wert sind, geliebt zu werden, egal was ist.
Wer bist du?
Ich bin The Lesbionic. Ein soziales Wesen, das in einer Gesellschaft lebt, die vom Patriarchat geleitet und kontrolliert wird. Für Außenstehende werde ich als Mitglied dieser Gesellschaft identifiziert und anhand meiner als weiblich geltenden Attribute in ein System von organisierter Geschlechterdualität eingeordnet. Meine materielle Existenz hängt von der Existenz anderer ab. Ich bin ein lebendes Produkt, entstanden aus dem Zusammenwirken sozialer Zwänge. Die meisten meiner Vorstellungen über mich selbst, insbesondere mein Gespür für Moral und soziale Identität, sind für andere nur verständlich, wenn sie in unserer Gesellschaft ausgetauscht werden – und ich bin nur ein Element dessen. In der Tat ist die Komplexität unseres menschlichen Zustandes unbestritten. Damit wir unserer eigenen Existenz einen Sinn geben können, bedient sich unser Gehirn einer Einordnung, indem es unsere physische und soziale Umwelt in kleinen Boxen kategorisiert. Wenn es um die Einordnung unserer Mitmenschen geht, verwenden wir Stereotype: Attribute von denen wir glauben, dass diese charakteristisch für eine bestimmte Kategorie von Menschen sind. Stereotype werden durch physische und Persönlichkeitsmerkmale sowie durch Verhaltensweisen definiert. Sie beinhalten oft wahre Elemente, sind aber dann problematisch, wenn sie ungenau sind. Das patriarchalische System nutzt die Macht der Stereotype als ideologisches Werkzeug, um die Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen zu legitimieren
Wieso versucht eine Gruppe der Menschheit so stark die andere zu diskriminieren?
Jeder Mensch hat grundlegende Bedürfnisse. Das Streben nach Anerkennung und Respekt sind eben solche Bedürfnisse. Wenn es jemand schafft, sich überlegen zu fühlen, werden diese Bedürfnisse automatisch gestillt. Das fundamentale Prinzip, wonach Menschen von Natur aus gleich sind, ist offensichtlich aber nichts anderes, als reine Fiktion.
Wie ist es möglich, dass ungefähr 50% der Weltbevölkerung unzählige ihrer menschlichen Grundbedürfnisse als nicht erfüllt ansieht, nur weil dieser Anteil mit weiblich geltenden Attributen geboren wurde?
Um das hierarchische Ungleichgewicht beizubehalten, wird historisch gesehen das Konstrukt, Individuen anhand von Unterschieden einzuordnen, als Waffe verwendet. Wissenschaftliche Gender Analysen helfen uns dabei, Geschlechter als ein rein soziales Konstrukt zu verstehen, das sich entwickeln und verändern kann. Die Gender-Theory wurde basierend auf dieser Überzeugung entwickelt: Das Geschlecht einer Person bewegt sich auf einem Spektrum jenseits der Dualität von männlich und weiblich geltenden Attributen. Dennoch zwingen uns Stereotype „sozial korrekte” Sichtweisen von „Weiblichkeit“ oder „Männlichkeit“ auf. Sie nisten sich in unserem Unterbewusstsein ein, das die meisten unserer Verhaltensweisen, Emotionen und Entscheidungen steuert.
The Lesbionic präsentiert die NOT Fun Facts…
Alle sozialen Institutionen und Organisationen sind Messenger von Stereotypen.
Der Arbeitsmarkt ist einer der Hauptschauplätze zur Sozialisation von Erwachsenen. Man kann hier sehr gut beobachten, wie stark die Arbeitsteilung von der Geschlechterdualität beeinflusst wird, zum Beispiel:
- Der Gender Pay Gap ist alarmierend (Frauen verdienen im Schnitt nur 82% von dem, was Männer in gleichen Positionen verdienen).
- Der Glass Ceiling Effect ist stärker als je zuvor (Frauen werden in ihrer Karriere mit unsichtbaren Barrieren konfrontiert).
- Ein überwiegender Teil des Marketings verwendet Stereotype, um Profit zu generieren (Frauen sind Lead Charaktere in Putzmittelwerbungen).
- Der Gender Data Gap (unsere Kunst und Kultur, die wir gerne als „fortschrittlich“ ansehen, hat die Präsenz von Künstlerinnen aus der Kunstgeschichte ausradiert).
„It is a matter of justice that women have an equal chance of success as their equally qualified male colleagues“, Caroline Criado Perez, The Invisible Women, S. 170.
In dieser männlich geprägten und dominierenden Gesellschaft verinnerlichen Menschen Stereotype, bevor sie überhaupt „reif” für den Arbeitsmarkt sind: und zwar durch ihre Familien und die schulische Erziehung.
Die Rolle der Familie spielt für die Sozialisation einer Person eine bedeutende Rolle. Traditionelle Familienwerte kontrollieren unser Verhalten. Dies zeigt sich schon darin, dass Mädchen anders erzogen werden als Jungen. Es ist immer noch erstaunlich, wie die „Mädchen”-Abteilung im Spielzeuggeschäft ausgestattet ist:
- Überwiegend in pink (DIE Farbe der Feminität).
- Puppen, oder wie ich sie gerne nenne „Fake Babies” (damit das Kind auch einen Mutterinstinkt entwickelt).
- Mini-Küchen (um das Kind für ein Leben im trauten Heim vorzubereiten).
Traditionelle Erziehung ist der lebende Beweis für die unbewusste Verinnerlichung solcher Normen durch den Menschen. Dieser zerstörerische Kreislauf muss über alle Generationen hindurch gedeihen, haben sie gesagt.
Sollte es das Bildungssystem nicht besser wissen?
Viele glauben, dass man sich mit Bildung befreien kann. Ich glaube ebenfalls daran. Allerdings spielt unser Bildungssystem eine zu große Rolle bei der Implementierung von Stereotypen, indem sie Jungen dazu ermutigt, extrovertiert zu sein und immer laut ihre Meinung kundtun zu können, während Mädchen introvertiert und still bleiben sollen. Viele Lehrkräfte, genauso wie der Rest von uns, sind von Stereotypen geprägt und geben diese unbewusst weiter. Es ist daher notwendig, dass Pädagogen an speziellen Weiterbildungen teilnehmen, die sich der Gendergleichstellung widmen.
The Lesbionics Zitat des Tages…
„Redefining the concept of gender to break the patriarchal system, what a beautiful strategy!“ (16/05/2021)
The Lesbionic schöpft Hoffnung…
Gendergleichstellung zu erreichen sollte eine individuelle Befreiungsreise zu einem kollektiven Ziel sein. Das Gespräch mit dir selbst zu beginnen, ist der erste Schritt, dein inneres Kind neu zu erziehen. Du wurdest vielleicht als gutes Mädchen erzogen, aber um dich zu einem freien Menschen entwickeln zu können, musst du dich davon lösen.
Zehn Mini-Schritte zur Selbstbefreiung:
- Schau dich um und identifiziere alle stereotypischen Einflüsse in deinem Umfeld. Hinterfrage alles, von der TV-Show bis hin zum Radio-Podcast.
- Achte auf die Anzahl an Frauen in entscheidungstragenden Prozessen in deinem Umfeld. Frage dich, warum das Patriarchat uns ständig unserer Stimme beraubt.
- Geh in eine Spielzeugabteilung und schau dir an, wie die „Mädchenabteilung” nicht von Vielfalt und Unterhaltung, sondern von Klischees strotzt. Hinterfrage nochmal, ob deine Tochter wirklich mit „Fake Babies” durch die Gegend laufen muss…
- Deine Stimme zählt! Lass sie hörbar werden, indem du dich an all die Male erinnerst, bei denen du dich zurückgehalten hast.
- Schreie laut „NEIN!” zu allen ungebetenen Kommentaren über dein Aussehen: Trage das, was dir gefällt.
- Betrachte die Frau neben dir als Teammitglied und nicht als Feindin: das Patriarchat ist der Feind.
- Ab dem Moment, ab dem du mit weiblichen Attributen das Licht der Welt erblickt hast, wurdest du auf eine von der Gesellschaft vorgegebene „Rolle” konditioniert. Entdecke selbstbestimmt das weitreichende Geschlechterspektrum.
- Gib deinen Kindern eine Chance, ihre eigene Geschlechterzugehörigkeit zu kreieren.
- Sprich deinem inneren Kind gut zu, wenn du einen Fehler machst. Mensch zu sein, bedeutet Fehler zu machen, durch einen Fehler geht die Welt nicht unter.
- Sei stolz auf dein wahres Ich.
The Lesbionics Haftungsausschluss…
Die Emanzipation des Unterbewusstseins ist anstrengend und verlangt einen lebenslangen Einsatz. Die Selbsterkenntnis ist der Highway zum emotionalen Schmerz, aber die Reise zur Freiheit ist die wohl bedeutendste Erfahrung.
Content by: THE LESBIONIC
Translated into German by: S:HEI